Wer eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher besitzt, kann diese bei einem Stromausfall – unter bestimmten Voraussetzungen – als Notstromversorgung nutzen. Wir erklären, wie das funktioniert und wann es Sinn macht.

Immer wieder kommen Kunden zu uns und fragen, ob man eine Photovoltaikanlage in Kombination mit einem Energiespeicher auch als Notstromversorgung nutzen kann. Um diese Frage zu beantworten, werfen wir zunächst einen Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten:

  • grundsätzlich dient ein Stromspeicher der Erhöhung des Eigenbedarfs. Er wird tagsüber geladen und stellt den Verbrauchern im Haushalt in den Abend- und Nachtstunden die benötigte Energie zur Verfügung. Auf diese Weise wird ein hoher Autarkiegrad erreicht. Standardmäßig verfügen die Wechselrichter dieser Anlagen über keine Notstromfunktion.
  • es gibt aber auch Batteriespeicher und moderne Hybrid-Wechselrichter, die bereits eine Notstromfunktion integriert haben. Die Notstromversorgung ist im Regelfall aber nicht unterbrechungsfrei und kann nur so lange Strom zur Verfügung stellen, wie die Sonne scheint – oder bis der Batteriespeicher leer ist. Anders ausgedrückt: Fällt beispielsweise an einem trüben Herbstmorgen der Strom aus und der Speicher ist leer, steht auch keine Notstromfunktion zur Verfügung, da die vorhandene Sonneneinstrahlung für die Verbraucher im Haushalt nicht ausreicht.
  • eine dritte Lösung ist die Notstromvariante “PV-Point”. Hier können bei Ausfall des öffentlichen Netzes einphasig elektrische Geräte bis zu einer maximalen Leistung von 3 kW über eine Steckdose (den PV-Point) versorgt werden. Voraussetzung: Es muss genügend Leistung über die Photovoltaikanlage erzeugt werden, oder der (optionale) Stromspeicher muss diese zur Verfügung stellen. Wichtig: An der PV-Point-Steckdose liegt im netzgekoppelten Betrieb keine Spannung an.

Energiespeicher sind zur Notstromversorgung nur bedingt sinnvoll

Deutschland verfügt über eines der zuverlässigsten Stromnetze in Europa. Laut VDE waren die Letztverbraucher im Jahr 2016 im Durchschnitt zu 99,998 Prozent sicher versorgt. Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer lag bei 11,5 Minuten pro Stromkunde (berücksichtigt man Naturkatastrophen, liegt der Wert bei 12,1 Minuten). Die Häufigkeit, mit der ein Stromkunde im Verlauf eines Jahres durchschnittlich von einer Versorgungsunterbrechung betroffen ist, liegt bei 0,24 Ausfällen. Das bedeutet, dass ein Kunde durchschnittlich alle vier Jahre mit einem Ausfall rechnen muss. Die Wahrscheinlichkeit von einem Stromausfall betroffen zu sein, ist somit äußerst gering.

Möchte man sich dennoch absichern, stellt sich die Frage, ob ein Stromspeicher dafür die richtige Wahl ist: Ein Energiespeicher dient in erster Linie der Eigenbedarfsoptimierung. Dazu muss der Stromspeicher „atmen“. Er wird tagsüber von der Sonne geladen und über Nacht entladen. Nur so erreicht er seinen maximalen Wirkungsgrad.

Um im Ernstfall aber rund um die Uhr und über einen längeren Zeitraum eine Notstromversorgung aufrechtzuerhalten, sollte die entsprechende Batterie niemals völlig entladen sein. Das mag auf einen Energiespeicher im Hochsommer zutreffen. Aber wenn der Strom im Winter um 6 Uhr morgens ausfällt und der Speicher leer ist, kann selbiger auch keinen Notstrom zur Verfügung stellen.

Aus diesem Grund ist es oftmals praktikabler und günstiger, für kritische Infrastruktur (Server, PC, Router) eine USV-Anlage zuzulegen, als in eine Anpassung der Elektroinstallation oder gar ein Inselstromsystem zu investieren.